Aus dem Schrank auf die Vitrine - Lesben schreiben ihre eigene Kirchengeschichte
Veranstaltung München 2010
Was ist Dir in Deiner lesbischen Biographie so wichtig, dass es erhalten werden sollte?
- Sich anzunehmen, wie man ist und trotzdem für die Kirche zu arbeiten. A will versuchen, trotz der Widerstände, die sie erlebt, als Gemeindereferentin zu arbeiten
- Könnte in ihrer Gemeinde nie offen dazu stehen, lesbisch zu leben.
- Wichtig ist die Auseinandersetzung mit dem Frauenbild / der Frauenrolle – schwierig ist dabei allerdings ein patriarchales Gottesbild.
- "Will ihren Kindern mitgeben, dass es irrelevant ist, wen sie lieben, Hauptsache, das Vertrauen ist da. Sie hat erlebt: "Das Gute ist oft ganz nahe".
Was hält Dich in der Amtskirche?
- "Ich wäre meines eigenen Glaubens beraubt, wenn ich aus der Kirche wegginge. Allerdings stoße ich mich auch an meiner Kirche."
- War katholisch, ist ausgetreten und nach einigen Jahren konvertiert. Sie hat mit der Kirche gehadert – denn dort hat sie gehört, sie sei "Ausgeburt der Hölle". Heute steht sie woanders, hadert nicht mehr, sondern sagt: "Manche Dinge muss man annehmen, wie sie sind." Sie fühlt sich wohl in ihrer evangelischen Gemeinde.
- "Was mich hält, ist mein Arbeitgeber, aber auch mein Glaube, mein Hintergrund – auch von der Familie her." Ihre Großeltern haben ihr viel mitgegeben. Sie hat erfahren: Es gibt (in der evangelischen Kirche) viele Freiräume.
- Ist katholisch. Sie sagt: "Kirche gibt dem Glauben ein Zuhause". Sie sieht in der katholischen Kirche weniger die "Amtskirche" als das Mystische, von daher braucht sie sie. Die Liturgie gibt ihr viel. Während Glauben und Kirche für sie lange auseinanderklafften, gehören sie heute für A wieder zusammen.
- Könnte viel gegen die Amtskirche sagen, aber andererseits ist sie Heimat und hat ihr Halt gegeben. Sie findet, dass sie sich verändern muss. Sie ist aber nicht bereit, sie loszulassen. Ihr Verständnis von Kirche ist: "Wir sind Kirche." D.h. auch: Die Basis muss der Kirche Druck machen.
Was von Deinem Glauben möchtest Du weitergeben?
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"Es muss nicht immer greifbar sein, Hauptsache du glaubst." Sie findet: Ganz ohne Glauben ist man sehr einsam. Bezogen auf ihr Lesbischsein denkt sie: Alles ist möglich.
Sie lebt allerdings in einem kleinen Ort. Es ist noch nicht klar, wie die Leute reagieren werden, wenn es mal offiziell werden wird mit ihrer Partnerinnenschaft (mit Frau, aber auch Mann und Kindern).
- "Ich geb' gar nicht so viel weiter." Ihr Sohn ist getauft und gefirmt, aber sie lässt es ihm offen, was er glauben will. Sie hat ihren Glauben – und das ist etwas anderes als der offizielle Glaube, z.B. ist ihr Auferstehung nicht so wichtig. Jesu Botschaft findet sie wesentlich in der Bergpredigt und den Gleichnissen. " Das ist die Lebensgrundlage." Das Wichtigste ist ihr die Liebe Gottes zu den Menschen. Wichtig ist ihr, diese Liebe weiterzugeben.
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"Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut" und der Satz aus der Schöpfungsgeschichte: "Und siehe, es war gut" – und zwar nicht abgrenzend, sondern inklusiv gemeint.
Sie sieht es so: Menschen erleben Ermutigung durch den Gedanken, dass sie gut sind. Viel dagegen wird zerstört, wenn sie erstmal abgewertet werden.
- "Ich bin geworden über die Jahre, wie ich bin" Es hat gedauert zu verstehen: "Gott liebt mich, wie ich bin". Sie war erst in einen anderen kirchlichen Strömung, in der ihr vermittelt wurde: "Du bist nicht OK". Nun ist sie froh, dem entkommen zu sein.
- Das Taize-Lied:"Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke mein Licht, Christus, meine Zuversicht. Auf dich vertrau ich und fürcht' mich nicht." Es bedeutet für mich: "Ich werde nie fallen gelassen. Ich kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hand".
- "Mir ist die Annahme besonders wichtig – dass Gott uns annimmt, wie wir sind."